The Whale
Oscar 2023 für Brendan Fraser
USA 2022
Regie: Darren Aronofsky („Black Swan“)
nach dem Theaterstück von Samuel D. Hunter
Besetzung: Brendan Fraser, Hong Chau, Sadie Sink, Ty Simpkins, …
Laufzeit: 117 min.
FSK ab 12
Vor acht Jahren trennte sich Charlie wegen seiner Homosexualität und der Liebe zu einem Mann von seiner Frau und der gemeinsamen Tochter Ellie. Doch sein Partner starb und Charlie geriet in eine tiefe Depression und in zwanghaftes und unkontrolliertes Essen. 270 Kilo bringt er inzwischen auf die Waage und kann sich kaum noch bewegen, sodass er seine Studenten der Literatur nur noch via Online-Zoom unterrichten kann, aus Scham allerdings ohne Bilder. Auch aus seiner Behausung traut er sich schon lange nicht mehr heraus, würde mit seinem Blutdruck von 238 die körperliche Anstrengung aber ohnehin nicht schaffen. Die Spirale der Sucht hat ihn schon längst im Griff und als ihm seine Pflegerin Liz klarmacht, dass er bald sterben wird, nimmt Charlie Kontakt zu seiner inzwischen 17-jährigen Tochter auf. Er hofft, damit ihre Beziehung in Ordnung bringen zu können. Wenigstens einmal im Leben will er noch etwas richtig machen. Doch Ellie ist nicht bereit zu vergeben…
Unterteilt in sechs Kapitel, schildert das Drama die schicksalhaften Tage des verzweifelten Mannes. Schauplatz und einzige Kulisse ist Charlies Wohnung. Regisseur Darren Aronofsky verzichtet auf Effekthascherei und konzentriert sich aufs Wesentliche. Berührend und intensiv erzählt er von der Tragik des menschlichen Daseins und vom verzweifelten Streben nach Nähe. Brendan Fraser zieht in der Hauptrolle alle Register. Seine emotionale Achterbahnfahrt zwischen Verzweiflung, Selbsthass und Hoffnung, zwischen Schroffheit und Sensibilität präsentiert er mit enormer Glaubwürdigkeit. Er wurde bei der diesjährigen Oscar-Verleihung darum verdientermaßen mit dem Preis für den Besten Darsteller ausgezeichnet.
In diesem klug konstruierten Drama geht es um Schuld und Sühne und um die Notwendigkeit des Vergebens. Hier ist niemand nur gut und keiner nur böse. „The Whale“ ist ein Stück raues und pures Kino, das man in dieser Intensität nur selten serviert bekommt. Bei aller Tragik behält die Hoffnung aber zum guten Schluss die Oberhand.
