Wer wir gewesen sein werden

Der Hospizdienst Rottenburg und Umgebung e.V. stellt sich vor.

Zu Gast: Koordinatorinnen des Hospizdienstes Usch Pfrommer-Kriegeskorte und Inge Abeldt

Dokumentarfilm
Deutschland 2021
Regie: Erec Brehmer
Laufzeit: 84 min.
FSK ab 12

Was tun mit all den Heimvideo-und Smartphone-Aufnahmen, Fotos, medial gespeicherten und den Einträgen im Tagebuch? Diese Dokumente eines gemeinsamen Lebens hört, schaut und sieht sich der Filmemacher Erec Brehmer immer wieder an. Seine Lebenspartnerin Angelina ist zu nächtlicher Zeit mit dem Auto über den Mittelstreifen gefahren und hat damit einen Unfall verursacht, der sie das Leben kostete. Erec selbst, auf dem Beifahrersitz, ist zwar verletzt, überlebt aber und erfährt vom Tod seiner Freundin erst im Krankenhaus. Ein Schock, ein tiefer Riss, der erst einmal kaum zu bewältigen scheint. Und heute, in der Ära des Smartphones und der sozialen Medien, bleiben mehr noch als früher eine Vielzahl an lebendigen Spuren zurück. Dokumente, die immer wieder seine brennendste Frage aufwerfen: „Welche Beziehung können wir jetzt noch führen, wo wir uns doch lieben, aber du nicht mehr da bist?“, mit deren Hilfe er aber eventuell auch mit seiner Trauer zurechtkommen kann. Brehmer nimmt den Zuschauenden mit durch die gelebte Zeit mit Angelina. Er stellt sich den tiefen Gefühlen und konfrontiert auch das Publikum mit dem Schmerz der Vergänglichkeit, die in jener ständigen medialen Unmittelbarkeit fast noch schwerer zu begreifen ist. Die zehrenden Fragen, die sich Erec zur Bewältigung des Verlustes von Angelina stellt, müssen zu einem Teil unbeantwortet bleiben, weil es schlichtweg keine Antworten darauf gibt.

Es gelingt dem jungen Filmemacher, eine Balance zu halten zwischen tief persönlichen und universelleren Momenten, die Trost spenden. Die gute Auswahl der dokumentarischen Erzählmittel setzt sich aus Chatverläufen, privaten Notizen, Screenshots aus diversen Social-Media-Plattformen und reichlich Material aus Home-Movies zusammen.

Brehmers Film ist – nicht zuletzt durch seine Offenheit – tief berührend und trifft mitten ins Herz.