Sonne und Beton
Deutschland 2022
Regie: David Wnendt
nach dem Debütroman von Felix Lobrecht
Besetzung: Levy Rico Arcos, Vincent Wiemer, Rafael Klein-Heßling, Aaron Meldonado-Morales
Laufzeit: 119 min.
FSK ab 12
2003. Sommer in der Gropiusstadt, einer Großwohnsiedlung im Berliner Stadtteil Neukölln. Ursprünglich ein Vorzeigeprojekt, heute Problem-Architektur im Westdeutschen Plattenhausstil. Das Leben hier ist geprägt von Aggression und Dominanz – zu Hause genauso wie draußen. In den Parks stinkt es nach Hundekot, in den Ecken stehen Dealer. Wer hier lebt, ist Täter oder Opfer. Lukas, Julius, Gino und Sanchez sind zwischen 14 und 16. Freunde. Denn Freunde braucht man hier, vor allem, wenn man eher zu den Opfern gehört: Kein Geld, Stress zu Hause, kein Glück in der Liebe. So verbringen die vier viel Zeit zusammen, langweilen sich, machen „Scheiß“, lungern zwischen Betonwänden herum. Die flirrende Hitze verstärkt die permanent angestaute Wut aufgrund der sozialen Härte, die hier herrscht. Als sie im Park Gras kaufen wollen, geraten sie zwischen rivalisierende Dealer. Die verprügeln Lukas und wollen 500 Euro Schutzgeld. Wie soll er das Geld aufbringen? Sanchez hat eine Idee: In ihre Schule einbrechen, die neuen Computer stehlen und dann verkaufen. Der Plan wird umgesetzt und gelingt. Fast. ...
Der vor fünf Jahren erschienene Debütroman von Felix Lobrecht war ein großer Erfolg. Mit genauem Gespür für die Atmosphäre hat David Wnendt, Deutschlands Regisseur für heikle Stoffe („Feuchtgebiete“) nun diesen rauen Alltag, von der Kamerafrau Jieun Yi großartig eingefangen, filmisch umgesetzt. Vor allem Frustration und Perspektivelosigkeit lässt er spüren, zeigt soziale Härte, aber erzählt davon mit Passion und Poesie, getragen von der Sprache der Straße. Gewalt und Brutalität sind präsent, denn an Drogen, Bandenkriegen und familiären Abgründen kommt hier niemand vorbei. Das Porträt eines divergenten Deutschlands, das zu unserer Gesellschaft gehört. Das Spiel der (Laien-)Darsteller ist authentisch und trotz der immer mitschwingenden Proll-Attitüde auch verletzlich und berührend, mitunter auch entschärft durch situative Komik und schwarzen Humor. Der Soundtrack passt zum Geschmack des Klientels.
„Sonne und Beton“ ist ein schonungslos ehrlicher, ungemein realistischer Film. Er könnte auch in der Gegenwart angesiedelt sein. Denn ooch ditt is Berlin!