Kinds of Kindness
Irland/ GB 2024, OmdU
Regie: Yorgos Lanthimos („Poor Things“)
Besetzung: Emma Stone, Jesse Plemons, Willem Dafoe, Margaret Qualley, Hong Chau, …
Laufzeit: 164 min.
FSK ab 16 freigegeben
Bei Filmen des griechischen Regisseurs Yorgos Lanthimos scheiden sich die Geister. Die einen mag das, was er auf die Leinwand bringt, amüsieren, die anderen abstoßen. Ob man seinen neuen Film nun als geniale, unterhaltsame und tiefgreifende Bloßlegung von Hörigkeits- und Machtverhältnissen sieht oder als haarsträubende, schockierende, wenngleich unterhaltsame Farce – das liegt in der Tat ausschließlich im Auge des Betrachters.
In drei Episoden mit der gleichen Besetzung für verschiedene Figuren, geht es vor allem um Absurditäten. Drei Menschen, drei Schicksale, drei Geschichten also. Der erste Teil handelt von Robert (Jesse Plemons), der sich von seinem Boss (Willem Dafoe) alles vorschreiben lässt: was er isst, was er liest, wann und mit wem er Sex hat, wirklich alles eben. In der zweiten Episode kehrt die bei einer Forschungsreise verschollene und eigentlich schon totgeglaubte Liz (Emma Stone) doch noch nach Hause zurück, nur ihr Mann Daniel (Jesse Plemons) glaubt nicht, dass die Person neben ihm im Bett tatsächlich seine Frau ist. Im dritten Teil machen sich die Sektenmitglieder Emily (Emma Stone) und Andrew (Jesse Plemons) im Auftrag ihres Gurus Omi (Willem Dafoe) und Aka (Hong Chau) auf die Suche nach einem neuen Heiland, der jedoch dafür spezielle Voraussetzungen zu erfüllen hat…
Es dauert ein bisschen, bis man sich in den skurril-absurden Szenarien und Universen von Yorgos Lánthimos zurechtfindet. Wenn man sich überhaupt je zurechtfindet. Er fängt das surreale, seltsame Geschehen mit fast klinischem, distanzierten Blick ein. Das mag für den ein oder anderen belustigend und inspirierend sein, mal ganz abgesehen davon, dass der Regisseur mal wieder exquisite DarstellerInnen mit enormer Spielfreude um sich geschart hat. Der Filmtitel „Kinds of Kindness“ indes mutet eigentlich wie ein Witz an, denn nett sind die Figuren nun gewiss nicht, agieren stattdessen wie überzeichnete Typen: Narzissten, Selbstdarsteller, Sektenführer der ein oder anderen Art, nach Aufmerksamkeit strebende, aber im Kern unsichere Wesen, die sich der Paranoia hingeben. Sie kreieren eine Welt, die zwar nicht real ist, aber die Abgründe und Exzesse unserer Gegenwart durch extreme Übersteigerung und satirische Überhöhung entblößt.
Ergänzung: Optisch brillant!