Cranko
Biopic
Deutschland 2024
Regie: Joachim A. Lang
Besetzung: Sam Riley, Hanns Zischler, Max Schimmelpfennig, Lukas Gregorowicz und viele Tänzer*innen aus dem heutigen Stuttgarter Ballett (u.a. Elisa Badenes, Marcia Haydée, Friedemann Vogel, Rocio Aleman, Jason Reilly)
Laufzeit: 133 min.
FSK ab 12
Der in Südafrika geborene John Cranko kommt in den 60er-Jahren nach Stuttgart, um hier als Gast das Ballett zu choreografieren. In London war er aufgrund seiner Homosexualität tiefen Demütigungen bis hin zu einem Arbeitsverbot ausgesetzt. Von diesen erniedrigenden Erlebnissen kann er sich nun erholen, niemand scheint sich an seinem unkonventionellen Lebensstil zu stören. So gibt er sich hier in vollen Zügen seinem berauschenden Lebensstil, vor allem aber seiner Kunst hin. „Ich will mit Tanz sagen, was man mit Worten nicht sagen kann“ betont er und impft es seiner Kompanie ein. Ergebnis: ein rasanter und steiler Aufstieg bis zur Weltspitze, der John Cranko zu einem Superstar seiner Zeit macht. Doch angetrieben von der Besessenheit und Sucht nach Perfektion durchleidet er auch private Rückschläge und Krisen…
John Cranko erlitt 1973 auf dem Rückweg von einem Engagement in den USA einen Herzinfarkt. Da war der Ausnahmekünstler gerade einmal 46 Jahre alt.
Regisseur Joachim A. Lang ergründet im ersten Spielfilm über den weltberühmten Tänzer die Tiefe und Emotionalität des Balletts. Immer wieder präsentiert er dem Publikum melancholische Szenen voller Zartheit. Sie stehen im Kontrast zu der rauen Wirklichkeit und den gesellschaftlichen Zwängen der 60er- und frühen 70er-Jahre. Hauptdarsteller Sam Riley (in seiner bisher vielleicht besten Darstellung seiner Karriere) verkörpert Cranko mit tiefgründiger Authentizität und zeigt seine äußerst verletzliche und gleichzeitig bedingungslos perfektionistische und visionäre Kraft.
Die damaligen Tänzer*innen werden von aktuellen Mitgliedern des Stuttgarter Balletts verkörpert. Der mehrfach ausgezeichnete Kameramann Philipp Sichler fängt ihre kompletten Tanzszenen und Choreografien ein: umkreist, hält drauf, tanzt mit im steten Wechsel zwischen intensiven Nahaufnahmen und einer die gesamte Bühne umfassenden Totalen. So scheint sich der Zuschauende inmitten des Ensembles zu befinden. Beeindruckend!
Ein einfühlsames und bewegendes Porträt des faszinierenden Künstlers John Cranko.