Gnade und Katastrophen: Biographische Notizen aus dem Leben von Elke Mildner

Am 08.10. um 18 Uhr zu Gast: Elke Mildner und Regisseur Peter Wingert

Dokumentarfilm
Deutschland 2024
Regie: Peter Wingert
Laufzeit: 95 min.
FSK n.v.

„Auf dem Höhepunkt meiner Sucht habe ich mein Leben an die Wand gefahren und bin nicht weiter gekommen als 90 Schlaftabletten und ein Liter Alkohol. Dass ich daraus eine neue Chance bekam und dass ich ganz neu anfangen konnte, für mich selber und die Menschen um mich herum,  das sehe  ich nicht als Zeichen meiner moralischen Qualifikation, sondern das ist eine Gnade.“ So beschreibt Elke Mildner den entscheidenden Wendepunkt in ihrem Leben.

Der  Film von Peter Wingert zeichnet dieses Leben in einer ungewöhnlichen Weise nach. Der Dokumentarfilmer hat Elke Mildner über 35 Jahre lang mit der Kamera begleitet und ihre Arbeit beobachtet und filmisch festgehalten. Dadurch wird eine selten zu sehende dokumentarische Unmittelbarkeit erreicht. 

Während dieser Zeit bekämpfte die inzwischen „trockene“ Elke Mildner ihre Alkoholsucht dadurch, dass sie anderen Süchtigen ein Dach über dem Kopf anbot und ihnen im Rahmen der therapeutischen Wohngemeinschaft der Oase mitten in Rottenburg eine neue Lebensperspektive eröffnete. So gibt der Film auch Einblicke in die Rottenburger Stadtgeschichte von den späten achtziger Jahren bis zur Gegenwart.

Mildners scheinbar unerschöpfliche Energie hat ihre Quelle in  ihrem  Glauben daran, dass in jedem Süchtigen ein Funke Gottes glimmt und es sich darum lohnt,  für jeden zu kämpfen. Dieser Kampf war geprägt von beeindruckenden Erfolgen, aber auch von schmerzhaften Niederlagen. 

Der Film verzichtet völlig auf einen Kommentar des Filmemachers.  Stattdessen kommt Elke Mildner sowie viele Menschen, die sie auf diesem langen Weg begleitet haben, zu Wort. Es wird deutlich, dass ihr Einsatz einen hohen Preis forderte, den nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Familie zahlen musste.

Rückblickend auf ihr Leben zitiert Elke Mildner Psalm 23: „ Muss ich auch gehen in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil, denn du bist bei mir. Dein Stock und dein Stab, sie trösten mich.“ So war es auch bei ihr. Keine Katastrophen blieben ihr erspart – doch sie hatten nie das letzte Wort.

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