Treasure - Familie ist ein fremdes Land
Deutschland/ Frankreich 2024
Regie: Julia von Heinz
nach dem Roman „Zu viele Männer“ von Lily Brett
Besetzung: Lena Dunham, Stephen Fry, …
Laufzeit: 112 min.
FSK ab 12
1991. Kurz nach dem Ende des Kalten Krieges will die New Yorker Journalistin Ruth mehr über ihre Herkunft erfahren. Ihre Eltern stammen aus Polen und haben Auschwitz überlebt. Viel mehr weiß sie bislang nicht. Nach dem kürzlichen Tod ihrer Mutter will Ruth nun ihr Erbe verstehen und die Leerstellen in ihrer eigenen Biografie füllen. Sie überredet ihren Vater Edek, mit ihr zu den Orten seiner Vergangenheit zu reisen. Nur widerwillig kommt er mit, mehr, um auf sie aufzupassen und ihr bei ihrer Reise in die Vergangenheit beizustehen. Er selbst traf damals die Entscheidung, Polen für immer zu verlassen. Und so unterläuft er Ruths Pläne erst einmal und lenkt sie weg von Orten, die ihm zu schmerzhaft sind. Doch auch Ruth ist hartnäckig. Und so gelangen sie schließlich doch über Warschau, wo ihre Eltern im Ghetto waren, nach Lodz, wo einst Ruths Großeltern lebten, nach Auschwitz…
Nach dem autobiografischen Roman von Lily Brett hat Regisseurin Julia von Heinz einen warmherzigen, tragikomischen und authentisch erzählten Film über das Aufarbeiten eines schrecklichen und wahrscheinlich nie überwindbaren Traumas inszeniert. Mit viel Verständnis für die unterschiedlichen Positionen ihrer beiden Hauptfiguren erzählt sie auch von der langsamen Annäherung zwischen Vater und Tochter und dem Durchbrechen von Schweigen und vorsichtigem Neubeginn. Aus deren bislang brüchiger Beziehung wächst immer tieferes Verständnis füreinander.
Mit Lena Dunham und Stephen Fry, der sich im aktuellen gesellschaftlichen Klima bewusst auch öffentlich stark mit seiner jüdischen Herkunft auseinandersetzt, hat die Regisseurin kongeniale Spielpartner gefunden, die sich aneinander reiben, einander umkreisen, beobachten und sich kritisch, wenn auch mit trockenhumorigen Dialogen hinterfragen. Beide Hauptdarsteller sind von ihrem „Thema“ offensichtlich und spürbar persönlich berührt.