Der Brutalist
USA 2024
Regie: Brady Corbet
Besetzung: Adrien Brody („Der Pianist“) Felicity Jones, Guy Pearce, Joe Alwyn, Raffey Cassidy, …
Laufzeit: 3 Std. 35 min. (!)
FSK ab 16
(Der Brutalismus ist ein Baustil der Moderne mit unverputztem, also rohem Beton, sichtbaren Konstruktionen und freiliegenden Grundrissen.)
Eine fiktionale Geschichte:
1947. Der jüdisch-ungarische Architekt Lázló Toth hat die Shoa überlebt und ist, von seiner Frau getrennt, in die USA emigriert. Hier will er sich ein neues Leben aufbauen. In Philadelphia muss der einst am Dessauer Bauhaus Ausgebildete aber erst einmal Kohle schippen, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Bis der wohlhabende und prominente Industrielle Harrison Lee Van Buren Lázlós Talent entdeckt und ihn mit einem Mammutprojekt beauftragt: den Bau einer Bibliothek, einer Sporthalle, einem Auditorium und einer Kapelle. Hiermit bekommt der Baumeister die Möglichkeit, seine kühnsten Träume zu verwirklichen: die Umsetzung einer monumentalen brutalistischen Architektur mit klaren Linien und kantigen Formen. Schwer traumatisiert durch seine Vergangenheit, findet Làzlò Toth auf dem Fundament von Schmerz und Verlust in der kalten und wuchtigen Kraft des Brutalismus den künstlerischen Ausdruck für seine zerrissene Seele, ist seine Architektur doch so kompromisslos wie er selbst. Der Preis für Macht und Vermächtnis ist indes hoch, entpuppt sich die Zusammenarbeit mit dem großkapitalistischen Herrenmenschen Van Buren doch als doppelbödige Angelegenheit…
Regisseur Brady Corbet zeigt, wie Architektur zur Metapher für menschliche Stärke und Zerbrechlichkeit wird. Die Textur der Bilder in 70mm-Format und eine besondere Farbstimmung geben dem Film eine ans Kino der 1950er-Jahre erinnernde Atmosphäre. Corbet entwirft eine gewaltige Vision von Licht, Dunkelheit und Beton. Adrien Brody (Oscar für „Der Pianist“) verkörpert mit seinem vielschichtigen Spiel meisterhaft die ambivalente Hauptfigur.
Der Film wurde 2024 bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig mit drei Golden Globes ausgezeichnet: Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller.
