Alle lieben Touda
Marokko 2024 (in OmdU)
Regie: Nabil Ayouch
Besetzung: Nisrin Erradi, Joud Chamihy, …
Laufzeit: 102 min.
FSK ab 12
Eine Kleinstadt in Marokko. Die alleinerziehende Mutter Touda träumt davon, eine sogenannte Sheika zu werden, eine traditionelle Sängerin also, die ohne Scham und Zensur überlieferte Texte über Widerstand, Liebe und Emanzipation darbietet. Schon jetzt tritt sie in kleineren Bars der Provinz auf, erntet jedoch lediglich lüsternde Blicke der Männer, die mehr an ihrer Weiblichkeit bzw. sexuellen Ausstrahlung als an ihrem Gesang interessiert sind. Da sie sich selbst Ansehen und ihrem taubstummen Sohn Yassine eine schulische Ausbildung ermöglichen möchte, lässt sie ihn bei ihren Eltern mit dem Versprechen zurück, ihn nachzuholen, wenn sie in Casablanca Erfolg hat. Auf ihrem Weg dorthin begegnet sie gesellschaftlichen Zwängen, Gewalt und Einsamkeit, aber erlebt auch Unterstützung, Unabhängigkeit und Inspiration. Und gerade, als es so scheint, als wäre sie ihrem Traum nah, holt sie die Realität einer patriarchalischen Gesellschaft wieder ein…
Der Film beginnt ruhig-zurückhaltend und entwickelt sich zusehends zu einem intensiven Drama, reich an bedeutungsvollen Momenten. Mit großer Sensibilität und poetischem Realismus erzählt er von der inneren Stärke einer jungen Frau und ihrer Entschlossenheit, ihr hoch gestecktes Ziel zu erreichen. Sowohl Hauptdarstellerin Nisrin Erradi als auch alle anderen Figuren agieren ungemein realistisch. Die Musik – teils traditionell, teils modern – begleitet Toudas Reise und unterstreicht zentrale Momente ihrer Selbstwerdung. Mit kraftvollen Bildern zeichnet Regisseur Nabil Ayouch das Porträt einer lebenshungrigen Frau und Mutter. Das Filmende lädt zu ausgiebigen Interpretationen ein.
„Alle lieben Touda“ war die offizielle Einreichung Marokkos für die Kategorie Bester Fremdsprachiger Film bei der Oscar-Verleihung 2025. Er vermittelt einen eindrucksvollen Einblick in ein Land und eine Kultur, mit der wir eher selten Berührung haben.
