Drama, Literaturverfilmung | FR, BE, Marokko 2025
Regie: François Ozon („Wenn der Herbst naht“)
Darsteller: Benjamin Voisin, Rebecca Marder, Pierre Lottin, Denis Lavant, Swann Arlaud
Laufzeit: 123 Min. | FSK: ab 12
Algerien, 1938.
Der introvertierte Angestellte Meursault (Benjamin Voisin) lebt in der Hauptstadt Algier antriebslos in den Tag hinein. Den Tod und die Beerdigung seiner Mutter nimmt er völlig teilnahmslos hin. Bereits am nächsten Tag beginnt er eine Affäre mit seiner früheren Kollegin Marie (Rebecca Marder), doch auch die Liebe scheint für ihn keine Bedeutung zu haben.
Als ihn sein Nachbar Raymond (Pierre Lottin) in einen zweifelhaften Konflikt hineinzieht, eskaliert die Situation. An einem glühend heißen Tag am Strand führt eine impulsive Tat zu einem Mord, und Meursault findet sich plötzlich vor Gericht wieder. Seine Gleichgültigkeit lässt ihn selbst in diesem Moment keinen tieferen Sinn erkennen. Im Verlauf des Prozesses wird nicht nur die Tat, sondern vor allem seine Weltsicht zum eigentlichen Gegenstand der Anklage.
„Jeder Mann, der bei der Beerdigung seiner Mutter nicht weint, läuft Gefahr, zum Tode verurteilt zu werden.“
So fasste Albert Camus, Nobelpreisträger für Literatur, sein Werk „Der Fremde“ einmal zusammen. Regisseur François Ozon hält sich eng an die weltberühmte Vorlage. Trotz minimalistischer Inszenierung gelingt ihm das Kunststück, einen „beseelten“ Film über eine vermeintlich seelenlose Figur zu drehen.
Damit reflektiert er die philosophische Tiefe des Romans gekonnt: die Entfremdung und die Absurdität gesellschaftlicher Normen, betrachtet durch Meursaults nüchterne Perspektive.
Ein anspruchsvoller Film, der seine Geschichte in Rückblenden preisgibt. So entstehen zahlreiche Spannungsmomente, die in eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Bildern eingefangen werden, angelehnt an den Stil früher filmischer Berichterstattung aus Algerien.
„Der Fremde“ ist für den Publikumspreis des San Sebastián Film Festivals sowie für Beste Kamera beim Europäischen Filmpreis nominiert.








