Das Lehrerzimmer
Deutschland 2023
Regie: Ilker Çatak
Besetzung: Leonie Benesch, Michael Klammer, Eva Löbau, Rafael Stachowiak, Sarah Bauerett…
Laufzeit: 94 min.
FSK ab 12
Carla, 29-jährige Junglehrerin für Mathe und Sport, hat erst kürzlich mit viel Schwung und noch ungebrochenem Idealismus ihre erste Stelle an einem Hamburger Gymnasium angetreten. Sie ist voller Ambitionen, idealistisch, fokussiert auf guten Unterricht und kollegial. Akribisch, aber nicht dogmatisch achtet sie darauf, sich den ihr anvertrauten Siebtklässlern gegenüber gerecht zu verhalten, sie zu fordern und zu fördern. Erziehung, Bildung, Wertevermittlung, Kommunikation, Kooperation, Integration – das alles steht auf ihrer Agenda. Dabei ruft ihr vergleichsweise hochengagiertes Arbeiten bei einigen, schon seit etlichen Jahren in diesem Beruf arbeitenden KollegInnen ein müdes Lächeln, Unverständnis, Neid und/oder kritische Distanz hervor. Als es dann an der Schule zu wiederholten Diebstählen kommt, versucht Carla engagiert, die „Sache“ auf ihre Weise aufzuklären und manövriert sich dabei in eine Situation, die sie zunehmend in Erklärungsnot katapultiert. Sie gerät zwischen die Fronten von Kollegen, Schülern und Eltern…
Wie funktioniert Gerechtigkeit? Wie steht es um die moralischen Werte unserer Gesellschaft? Ilker Çataks Film zeigt die Schule als Mikrokosmos. Statt um Bildungskrise und die „richtige“ Erziehung geht es ihm um Debattenkultur, um Idealismus und um den Kampf für das Gute. Die Diskussionen darüber finden im Lehrerzimmer statt, dem Ort, an dem gestritten wird. Ilker Çatak hält damit der Gesamtgesellschaft einen kritischen Spiegel vor und was man darin sieht, ist nicht angenehm. Seine Hauptfigur ist dabei eine taffe Frau, die charakterlich und menschlich gefestigt wirkt, den Vorurteilen, Aggressionen und Anfeindungen einer dysfunktionalen Aufregungsgesellschaft dann letztlich aber doch nicht gewachsen ist. Gespielt wird diese Carla von Leonie Benesch (siehe Kasten rechts) und die Kamera hängt an ihr. Nahezu den gesamten Film über steht sie im Zentrum; leidenschaftlich und dynamisch trägt sie das Geschehen.
In fast quadratischen Bildern ist „Das Lehrerzimmer“ gefilmt, im in den letzten Jahren wieder in Mode gekommenen 4:3-Format. Eng sind die Bilder, bei Nahaufnahmen bleibt neben den Köpfen kaum Platz zum Atmen. So wird das gesellschaftliche Korsett, in dem Carla gefangen ist, spürbar gemacht. Ein dichtes, intensives Psychogramm.