



Anatomie eines Falls
Ausgezeichnet mit der Goldenen Palme Cannes 2023
Frankreich 2023
Regie: Justine Triet
Besetzung: Sandra Hüller, Swann Arlaud, Milo Machado Graner, Antoine Reinartz, …
Laufzeit: 151 min.
FSK ab 12
Die 45-jährige Schriftstellerin Sandra lebt mit ihrem Mann Samuel und dem gemeinsamen, seit einem Unfall erblindeten Sohn Daniel in einem abgelegenen Chalet in den französischen Alpen. Eine junge Studentin besucht die Autorin dort und führt ein Interview mit ihr, das durch lautstarke Musik von Samuel massiv gestört und darum abgebrochen wird. Bald danach liegt er tot im Schnee vor dem Haus. Vom Balkon gestürzt. Suizid? Ein Unfall? Mord? Die Ermittlungen der Polizei geben kein klares Bild. Eindeutige Beweise fehlen, nichts scheint ausgeschlossen und so wird auch Sandra verdächtigt. Es kommt zum Prozess, bei dem intime Details aus dem Privatleben angehört werden. Zum Beispiel in Form eines von Daniel heimlich aufgenommenen Streits der Eltern...
Weite Teile des Films spielen vor Gericht. Minutiös wird die Verhandlung mit Aussagen von Sandra, Daniel und anderen Zeugen geschildert. Und dennoch ist „Anatomie eines Falls“ kein bloßer Gerichtsfilm. Er erzählt vielmehr von der schwierigen, oft nicht zu beantwortenden Suche nach der Wahrheit, nach Fakten und vom meist zum Scheitern verurteilten Versuch, sich anhand von wenigen Indizien, versprengten Aussagen und vielfältigen Hinweisen ein klares Bild zu machen.
In der Rolle der undurchschaubaren Schriftstellerin brilliert Sandra Hüller, die mit ihrem außergewöhnlichen und höchst nuancierten Spiel in einer sehr anspruchsvollen Rolle stark dazu beigetragen haben dürfte, dass ihre Regisseurin Justine Triet in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde. Die schrieb ihrer Hauptdarstellerin die Rolle geradezu auf den Leib. Hüller, die gleichermaßen sympathisch und ehrlich, aber auch unnahbar und kalt wirken kann, überzeugt als selbstbezogene Künstlerin ebenso wie als sich sorgende Mutter. Sich ein Urteil über diese Frau zu bilden, fällt schwer. Und genau das ist es, worum es in diesem Film geht: Am Ende müssen alle selbst entscheiden, welcher Version der Geschehnisse man Glauben schenkt.