Andrea lässt sich scheiden
Österreich 2024
Regie: Josef Hader
Besetzung: Birgit Minichmayr, Josef Hader, Thomas Schubert, Robert Stadlober, Thomas Stipsits, Marlene Hauser, Michael Edlinger, …
Laufzeit: 93 min.
FSK ab 6
Tief in der niederösterreichischen Provinz, irgendwo zwischen Stronsdorf und Unterstinkenbrunn. Trostlose Straßendörfer, Kneipen mit prototypischen Stammtischierarchien, an denen Altherrenwitze gerissen und ebensolche Kommentare abgegeben werden. Außer vielleicht einmal einer kalbenden Kuh oder der Verhinderung des Suizids eines Bauern passiert hier nicht viel. Andrea (Birgit Minichmayr), Dorfpolizistin, will sich, um dem Stumpfsinn zu entgehen, von ihrem Mann scheiden lassen und nach St. Pölten ausbrechen, um dort Kriminalinspektorin zu werden. Der künftige Ex-Gatte sucht Trost im Schnaps. Wenig später ist er tot. Andrea hat ihn überfahren. Absichtlich? Unabsichtlich? Bald gerät diese Frage in den Hintergrund, behauptet doch der trockene Alkoholiker und Religionslehrer Franz (Josef Hader), er habe hinterm Steuer gesessen…
Der vor allem als Kabarettist bekannte Drehbuchautor und Schauspieler Josef Hader hat für seine zweite, soeben bei der Berlinale uraufgeführte und bejubelte Regiearbeit eine rurale Typenparade gecastet. Lakonisch, melancholisch, aber auch widerborstig zeichnet er seine Figuren, kennt das dramaturgische Potenzial von gut gesetzten Pausen, die die Pointen umso wirkungsvoller geraten lassen. Bei den Dialogen ist er um größtmögliche Präzision bemüht. Der Humor schwankt dabei zwischen tiefem Horizont und Landstraßenromantik.
Eine scharfsinnig beobachtende Analyse einer Dorfgemeinschaft. Eine universelle Geschichte über unverwirklichte Träume, verpasstes Glück, über Schuld, Sühne, Gewissen und die ewige Suche nach Selbstbestimmung. Hader und Minichmayr als ausgesprochen lässiges Duo.
