Morgen ist auch noch ein Tag

Italien 2023
Regie: Paola Cortellesi
Besetzung: Paola Cortellesi, Valerio Mastandrea, Romana Maggiora Vergano, Emanuela Fanelli, Vinicio Marchioni, Giorgio Colnageli, …
Laufzeit: 118 min.
FSK ab 12

Kein harmloses Thema bereitet Regisseurin Paola Cortellesi, gleichzeitig Hauptdarstellerin, in ihrem Filmdebüt auf. Und trotzdem ist aus diesem Stoff ein geradezu beschwingter, am Ende sogar optimistischer Stoff geworden: Italien 1946. Nachkriegszeit. Die Frauen schwatzen im Hof, die GIs verteilen Schokolade, alte Schlager verbreiten wohlige Sentimentalität und … die Männer schlagen ihre Frauen. Delia lebt mit ihrem Mann Ivano, der fast erwachsenen Tochter, den beiden kleineren Söhnen und dem pflegebedürftigen Schwiegervater in einem Wohnblock in Rom. Während Ivano mürrisch seinem schlecht bezahlten Job nachgeht, erledigt Delia alles andere: Haushalt, Erziehung, Pflege. Da das Geld nie reicht, nimmt sie zusätzlich noch ein paar andere Arbeiten an, repariert Regenschirme, flickt BHs und hilft in einem Altenheim. Doch zur „Belohnung“ setzt es von ihrem Mann regelmäßig ein paar Ohrfeigen, ein kleiner Fehltritt von ihr und es kommt zur Explosion. Delia ist daran gewöhnt und deshalb die Familie zu verlassen, das ist keine Option für sie, auch wenn ihre Tochter sie dafür verachtet. Lächelnd zeigt sie den Widrigkeiten ihres Lebens die Zähne und hofft auf eine bessere Zukunft, für ebendiese Tochter, aber auch für sich selbst…

Paola Cortellesi wurde durch die Erzählungen und das Leben der eigenen Großmütter zu ihrem Film inspiriert. Sie proklamiert keinen Feminismus mit erhobenem Zeigefinger, sondern erzählt von den vielen kleinen Schritten auf dem langen Weg zur Emanzipation. Dabei wechselt die Regisseurin im Genre immer wieder zwischen Drama und komödiantischen Pointen, die die häusliche Gewalt übrigens keinesfalls verharmlosen. Cortellesis artifizielle Form (etwa durch eine untypische Musikunterlegung) macht es nicht gerade leichter, die Geschehnisse zu schlucken. Das Extramaß an Abstraktion zwingt aber regelrecht dazu, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Mit lakonischem, schulterzuckendem Humor halten die Frauen in dieser repressiven Zeit unter dem Radar tyrannischer Männer zusammen und entwickeln eine leichte, geradezu beiläufige Solidarität angesichts der Übermacht des Patriarchats mit seinen überkommenen Rollenvorstellungen.

Vorstellungen allerdings, die sich bis heute halten. Der Film führte in Italien direkt zu einer neu entflammten Debatte über das immer noch akute Thema.

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