Mit einem Tiger schlafen
Österreich 2024
Regie: Anja Salomonowitz
Besetzung: Birgit Minichmair, Johanna Orsini, Oskar Haag, Lukas Watzl, Carl Achleitner, …
Laufzeit: 107 min.
FSK ab 12
Sie malt. Sie zeichnet graphisch. Sie filmt. Zäh und erbarmungslos, aber nicht ohne Schalk baut sie ihre Karriere auf. In einer Zeit, in der die Welt immer noch von Männern dominiert wird, muss die Malerin Maria Lassnig, 1919 in Kärnten geboren, hart kämpfen, um anerkannt zu werden. Sie weiß um den Wert ihrer Bilder, lange bevor die Kunstwelt mit ihrem Urteil nachziehen wird. Ihre Werke, expressionistische figürliche Darstellungen, beziehen sich auf die Beobachtung von Körpern, auf deren Präsenz und auf verschiedenste körperliche Erfahrungen. Inzwischen sind viele von Lassnigs Werke (eines davon heißt „Mit einem Tiger schlafen“, was den Filmtitel erklärt) Teil der Sammlungen wichtiger Museen wie dem Museum of Modern Art in New York oder der Neuen Nationalgalerie in Berlin. Längst gilt sie als eine der bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Maria Lassnig starb im Alter von 94 in Wien.
Filmische Porträts bekannter, berühmter Menschen sind ein dankbares Sujet und erfreuen sich allgemeiner Beliebtheit. Doch Regisseurin Solomonowitz hat noch Ambitionierteres im Sinn gehabt. Ihre Maria Lassnig lässt sie von der ungemein ausdrucksstarken und wandlungsfähigen österreichischen Schauspielerin Birgit Minichmair darstellen, und zwar durch alle Altersstufen und psychischen Verfassungen hindurch. Ob mit 6, 14, 64 oder 94 – dieselbe Person spielt Lassnig immer etwa gleich aussehend in allen Stadien ihres Lebens. Und gerade das ist eine künstlerische Übersetzung für ihren seelischen Zustand. Man sagt nämlich über Maria Lassnig, dass sie alterslos war, weise als junges Mädchen und jung geblieben als alte Frau. Eine poetische Annäherung an die Tatsache, dass unsere Seele immer die gleiche bleibt.
Solomonowitz zeichnet Lasslig als widersprüchliche, nur schwer zu fassende Person, zeigt Arbeitsprozesse, schneidet dokumentarische Bilder ein. Eine Collage, die auf ambitionierte Weise versucht, der Vielfalt von Lassnigs Werk eine filmische Entsprechung zu geben.