Drama | Schweiz 2025
Regie: Stefan Haupt
Cast: Albrecht Schuch, Paula Beer, Sven Schelker, Marie Leuenberger, ...
Laufzeit: 99 min | FSK: ab 12

Ich bin nicht Stiller!“ – mit diesem ikonischen Satz beginnt Max Frischs Roman Stiller, der 1954 erschienen ist und bis heute zu den bedeutendsten Werken der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur zählt.

Nun bringt Regisseur Stefan Haupt (Zwingli – Der Reformator) das vermeintlich „unverfilmbare“ Werk auf die große Leinwand.

Im Zentrum steht ein Mann (Albrecht Schuch), der 1952 bei seiner Einreise in die Schweiz festgenommen wird. Der Name in seinem Pass ist James Larkin White. Doch die Behörden sind überzeugt, es handle sich um den seit Jahren verschwundenen Bildhauer Anatol Ludwig Stiller.

White bestreitet dies vehement, doch Zweifel bleiben. Auch seine Ehefrau Julika (Paula Beer), eine an Tuberkulose erkrankte ehemalige Tänzerin, glaubt, ihren Mann wiederzuerkennen. Oder will sie es nur glauben?

Aus dieser Ausgangssituation entspinnt sich ein intensives Verwirrspiel um Identität, Erinnerung und Selbsttäuschung.

Stefan Haupt und Co-Autor Alex Buresch halten sich weitgehend an die literarische Vorlage, verzichten jedoch auf den zweiten Teil des Romans. Stattdessen konzentriert sich der Film auf das Verhör, Rückblenden in Stillers Vergangenheit – und das zunehmend brüchige Selbstbild eines Mannes, der womöglich selbst nicht mehr weiß, wer er wirklich ist.

Bunte Szenen in der Gegenwart stehen kontrastreich neben schwarz-weißen Rückblenden, die Stillers Biografie beleuchten.

Besonders Albrecht Schuch überzeugt in der Hauptrolle mit einer feinfühligen Performance zwischen Selbstbehauptung, Verzweiflung und Wut. Die Schauplätze – von der Zürcher Untersuchungshaft bis zu alpinen Rückzugsorten – verleihen der Geschichte atmosphärische Dichte.

Wie im Roman hält der Film geschickt die Schwebe zwischen Wahrheit und Täuschung, zwischen Identitätsflucht und Verweigerung.

Regisseur Stefan Haupt gelingt es, Frischs philosophischen Tiefgang in stimmungsvolle Bilder zu übersetzen. Das Ergebnis ist ein intensives Kammerspiel, das die Frage nach Identität nicht erklärt, sondern erlebbar macht.

Im Kern bleibt Stiller ein Film über die große Frage:
Kann man den Menschen, der man war, hinter sich lassen – oder holen einen Identität und Vergangenheit unweigerlich wieder ein?

Es geht um das existenzielle Ringen eines Einzelnen mit sich selbst – und um das Urteil einer Gesellschaft, die ihn in einer Rolle festschreibt, aus der er auszubrechen versucht.

Ein kluges, zurückhaltendes und hervorragend gespieltes Drama – und ein wirklich sehenswerter Beitrag zum modernen Literaturkino.

Spielzeiten

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