Drama, „Märchenhafte Utopie“ | Deutschland 2025
Regie: Christian Petzold
Besetzung: Paula Beer, Barbara Auer, Matthias Brandt, Enno Trebs
Laufzeit: 86 min | FSK: ab 12
Nach einem schweren Autounfall, bei dem ihr Freund ums Leben kommt, findet die junge Klavierstudentin Laura (Paula Beer) Zuflucht im Haus von Betty (Barbara Auer), die Zeugin des Unglücks war. Betty empfängt sie mit mütterlicher Fürsorge, und bald schon wird Laura Teil ihres Familienlebens – in der Gartenarbeit, bei gemeinsamen Mahlzeiten und in der Werkstatt von Bettys Mann Richard (Matthias Brandt).
Was als heilsame Auszeit beginnt, entwickelt sich jedoch zu einem psychologischen Spannungsfeld. Denn unter der scheinbaren Idylle lauern unausgesprochene Geheimnisse und Ambivalenzen. Laura wird nicht nur mit ihrer eigenen Trauer konfrontiert, sondern auch mit den verborgenen Konflikten innerhalb der Familie. Ihre Anwesenheit wirkt wie ein Katalysator, der längst überfällige Veränderungen anstößt und die Familienmitglieder zwingt, sich ihren eigenen Dämonen zu stellen.
Christian Petzold, bekannt für seine einfühlsamen und tiefgründigen Geschichten, erzählt in Miroirs No. 3 von Verlust, Trauma und der komplexen Dynamik zwischenmenschlicher Beziehungen. Der Film ist nicht nur ein psychologisch dichtes Drama, sondern auch eine visuell-poetische Reise.
Die weitläufigen Landschaften der Uckermark, die impressionistische Kameraarbeit von Hans Fromm und die fein abgestimmten Klavierszenen verleihen dem Film eine atmosphärische Intensität, die im Kino besonders zur Geltung kommt.
Der Titel des Films verweist auf das impressionistische Klavierstück Une barque sur l’océan („Ein Boot auf dem Ozean“) aus Maurice Ravels Zyklus Miroirs. Für Petzold ist es die treibende Metapher seines Films: Schiffbrüchige treiben zwischen den Trümmern eines gesunkenen Schiffs und müssen aus den Überresten ein Floß bauen. Dieser Akt – das mühsame, behutsame Zusammenfügen von Halt und Orientierung inmitten des Chaos – spiegelt Lauras inneren Weg wider: das vorsichtige, aber notwendige Wiederaufbauen ihres Lebens nach einem Trauma.
Uraufgeführt wurde der Film im Mai 2025 bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes, wo Kritiker ihn als melodisch, mysteriös und subtil spannend lobten.
Miroirs No. 3 ist ein Film, der zum Nachdenken anregt, lange nachwirkt und ein einzigartiges Kinoerlebnis bietet. Perfekt für alle, die sich auf ein dichtes, emotionales und visuell beeindruckendes Drama einlassen wollen.