Regie: Carine Tardieu („Eine bretonische Liebe“, „Im
Herzen jung“)
Besetzung: Valeria Bruni Tedeschi, Pio Marmaï, Vimala Pons
Laufzeit: 105 min | FSK ab 6
Sandra ist Buchhändlerin, Mitte fünfzig, lebt unabhängig und genießt ihr selbstbestimmtes Leben. Kinder oder Familie spielen dabei keine Rolle – bis ihre Nachbarn Alex und Cécile plötzlich wegen der Geburt ihres zweiten Kindes ins Krankenhaus müssen. Mehr oder weniger freiwillig erklärt sie sich bereit, die Betreuung von Alex‘ sechsjährigem Stiefsohn Elliot zu übernehmen. Doch die Geburt verläuft tragisch: Cécile stirbt.
Aus der zunächst pragmatischen Hilfe entsteht mit der Zeit eine tiefere Verbindung - nicht nur zum kleinen Elliott, sondern auch zu Alex. Sie wächst unversehens in eine Familie hinein, ohne dabei die klassische Mutterrolle einnehmen zu wollen. Gleichzeitig beginnt Sandra, ihre eigene Haltung zu Nähe und Verantwortung zu hinterfragen. Zwischen ihr und Alex entsteht ein stilles Einvernehmen, geprägt von gegenseitigem Respekt und vorsichtiger Vertrautheit. Doch je mehr sie sich in das neue Familienleben einfügt, desto stärker wird auch ihre Angst, sich selbst darin zu verlieren. Über zwei Jahre hinweg erzählt Regisseurin Carine Tardieu in episodischer Form von einem Leben im Wandel.
Sie führt zunehmend weitere Figuren ein und setzt aus ihnen nach und nach ein emotionales Puzzle zusammen, das eine ungewöhnliche, aber erstaunlich lebensnahe Form von Familie sichtbar macht. Der Film beweist feines Gespür für Natürlichkeit, subtile Gesten und jene Momente, in denen scheinbar Nebensächliches alles verändert. Musikalisch wird er zart untermalt von einem Gypsy-Jazz-Soundtrack, der Wärme und Melancholie vereint.
Tardieu ist bekannt für ihre feinfühligen Geschichten, die mit einer Mischung aus leiser Ironie und emotionaler Tiefe erzählen. „Was uns verbindet“ spricht vor allem ZuschauerInnen an, die Interesse an zwischenmenschlichen Beziehungen jenseits klassischer Familienbilder haben - an Geschichten, die von ungewöhnlichen Verbindungen, von Nähe und Distanz, von Nähe trotz Differenzen handeln. Im Mittelpunkt steht eine starke, selbstbestimmte Frau, die sich mutig ihren eigenen Weg sucht und dabei traditionelle Erwartungen hinter sich lässt. Valeria Bruni Tedeschi bringt die komplexe Figur der Sandra authentisch und berührend auf die Leinwand.
Ein leiser, tiefgründiger Film, der lange nachwirkt - weil er große Gefühle nicht laut ausstellt, sondern in kleinen Momenten sichtbar macht.