Tragik-Komödie, Drama | Frankreich 2024
Regie: François Ozon
Besetzung: Hélène Vincent, Josiane Balasko, Ludivine Sagnier, Pierre Lottin
Laufzeit: 102 min | FSK ab 12
Michelle (Vincent) genießt ihren Ruhestand in einem idyllischen Dorf im Burgund – in vertrauter Routine, bei Spaziergängen mit ihrer besten Freundin Marie-Claude und in behaglicher Stille. Die Freude auf die Herbstferien ist groß: Michelles Tochter Valérie und ihr zwölfjähriger Enkel Lucas kommen für ein paar Tage aus Paris zu Besuch.
Doch nach dem gemeinsamen Essen erleidet Valérie eine Pilzvergiftung und landet im Krankenhaus. Das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen Mutter und Tochter eskaliert: Valérie unterstellt Michelle einen böswilligen Anschlag und verbietet ihr jeglichen Kontakt zu ihrem geliebten Enkel Lucas.
Aus der anfänglichen Idylle wird eine emotionale Zerreißprobe, ein Misstrauen in der familiären Loyalität. Aber aus welchem Grund glaubt Valérie ihrer Mutter nicht? Michelle ist verzweifelt. Erst als Vincent (Lottin), der Sohn ihrer besten Freundin, aus dem Gefängnis entlassen wird, erhält sie Hilfe – und die Ereignisse spitzen sich unaufhaltsam zu.
François Ozon inszeniert aus dieser Situation einen raffinierten Thriller ohne laute Knalle, in dem leise Gesten, Andeutungen und Zwischenblicke Spannung erzeugen. Mehr als ein Familienthriller: Ozon zeichnet ein Porträt des gelebten Alters.
Er setzt bewusst auf Protagonistinnen im Herbst ihres Lebens, die ungeschönt Altern und Zusammenhalt zeigen. Ihr Alltag – Gartenarbeit, Einkehr im Gottesdienst, Kochen – strahlt die stille Würde der zweiten Lebenshälfte aus.
Mit zahlreichen Wendungen entwickelt sich ein Drama, in dem Zweifel und Zuneigung Hand in Hand gehen. Am Ende bleibt nicht nur die Frage nach der Wahrheit, sondern auch, wie viel wir wirklich übereinander wissen.
„Wenn der Herbst naht“ wurde beim San Sebastián International Film Festival mit Preisen für das beste Drehbuch und die beste Nebenrolle (Pierre Lottin, bekannt aus „Die leisen und die großen Töne“) ausgezeichnet.